Mitarbeit der Fachgruppe Hüttengeschichte an der Präsentation des Welterbestandortes Hüttenkomplex Muldenhütten und Zylindergebläse

Beitrag verfasst von Roland Kowar

Nach fünf Jahren Welterbetitel – Montanregion Erzgebirge/Krusnohori – bedeutet Montanregion für die meisten nur Bergbau, obwohl Montanregion das Berg- und Hüttenwesen ist.

Für sie gibt es nur Bergleute, die das (reine) Silber (Silberstadt Freiberg) gefunden haben. Nicht anders in zwei Aktionen der Stadt Freiberg aus der letzten Zeit, wie zum Beispiel dem „Silberweg“, wo zwar neben anderen Figuren ein (Glücklicher) Bergmann und ein Klaubejunge mit vorkommen, aber kein Hüttenmann oder Schmelzer. Dafür aber viele „unbeteiligte“ Personen entlang des Silberweges, wie z.B. Nachtwächter oder Andere.

Oder die Vorstellung des diesjährigen Pins zum Bergstadtfest, wo Mitarbeiter der Stadt Freiberg den Amalgamierer vorstellten und dazu ausführten: „Der Amalgamierer folgt dem Bergschmied als Sammel-Ansteck-Pin in der Reihe bergmännischer Gewerke nach.“ bzw. „Der Bergmann ist die achte Pinfigur der Serie.“ (Freie Presse, vom 07 Juni 2024). Der Amalgamierer war ein Hüttenmann der im Amalgamierwerk in Halsbrücke arbeitete und aus silberhaltigen Erzen, das Silber auf chemischen Weg gewann.

Wenn auch in der ersten Bergbauphase reine Silbererze gefunden und mit verhüttet wurden (sie wurden beim Treibeprozess mit eingetränkt), war das wichtigste Erz zur Silbergewinnung, hier in Sachsen, der silberhaltige Bleiglanz. Denn Möller schreibt in seiner Chronik über Freiberg, das Salzfuhrleute hier in der Gegend „einen gediegenen Bley Ertz angetroffen hätten“ der einen wesentlich höheren Silbergehalt „als der Goßlarische Glantz“ hatte.

Deshalb haben sich die Mitglieder der Fachgruppe Hüttengeschichte, seit September vorigen Jahres, im Projekt LLV (Lern- Lehr- Vermittlungsort) Muldenhütten, mit engagiert. Dabei geht es vor allem um die bessere Präsentation des Welterbestandortes Muldenhütten und die weitere Vermittlung der über 700-jährigen Hüttengeschichte. Erreicht werden soll dies mit Ausstellungen in Muldenhütten (im Huthaus) und in Freiberg (im Bergarchiv), an Tagen der offenen Tür in Muldenhütten und vor allem in Schulprojekten bzw. anderen Bildungsformaten.

Am 07. Juli, zum „19. Tag der Schauanlagen des Bergbaus und Hüttenwesens im Landkreis Mittelsachsen“, wurde die neugestaltete Ausstellung im Huthaus von Muldenhütten präsentiert. Mit umfangreichem Bildmaterial und Textbeiträgen wurde durch uns zum Gelingen dieser Ausstellung mit beigetragen. Im Weiteren wurde durch uns eine Führung über das historische Hüttengelände durchgeführt.

Unser Interesse galt aber vor allem bei der Mitarbeit von Schulprojekten, um den Schülern die Verhüttung der silberhaltigen Bleierze in den Schmelzhütten näher zu bringen. So wurde im Juni und Juli, an jeweils 6 Tagen, insgesamt 82 Schülern der 2. bis 5. Klassen der Ohain- und Körnerschule, vor Ort in der Hütte Muldenhütten die Verhüttung der silberhaltigen Erze „spielerisch“ vermittelt. Ein Mitglied unserer Fachgruppe, war der „Erzähler“ der den Schülern den Hüttenstandort Muldenhütten,mit dem Welterbestandort der ehemaligen Silber- und Bleiverhüttung, zeigte und im Huthaus, mit der neuen Ausstellung, die einzelnen Schritte der Verhüttung erläuterte und praktisch darstellte (Metall Schmelzen und in eine Form gießen). Dabei ging es auch darum, das die silberhaltigen Bleierze erst aufbereitet werden mussten (gepocht/gemahlen), ehe die einzelnen Verfahren der Verhüttung, wie z.B. Rösten, Schmelzen oder Treiben, angewendet wurden. Dazu brauchte man viel Luft, was den Schülern mit der Vorführung am ersten Zylindergebläses im sächsischen Silberhüttenwesen, eindrucksvoll vorgeführt bzw. gezeigt wurde. Die einzelnen Aktionen wurden spielerisch umrahmt, in dem die Schüler an bestimmten Orten Briefe fanden, die die nächsten Schritte vorgaben und am Ende fanden sie noch eine Schatztruhe mit silberhaltigem Erz bzw. Silber. Die Kinder bzw. Schüler hatten viel Spaß bei den einzelnen Aktionen und waren auch sehr interessiert bei der Sache.

Das gibt Hoffnung, dass die „Jungen“ verstanden haben, das Montanregion das Berg- und Hüttenwesen ist, was die „Alten“ nach 5 Jahren offensichtlich immer noch nicht wissen.

Roland Kowar
Leiter der Fachgruppe Hüttengeschichte

 

Foto: Dr. Anna Wierzgon

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