Zum dritten Male nach 2004 und 2005 wurde der Freiberger Bergmännische Zapfenstreich zelebriert. Fanden die ersten beiden Aufführungen im Hof einer Baustelle, der des Schlosses Freudenstein statt, so bildete die dritte, nunmehr im Schloßhof des vollständig sanierten Schlosses Freudenstein gleichzeitig den Abschluß der ersten Schloßfestspiele. Vom 22.08. bis zum 13.09. fanden in eben diesem Schloßhof sehr vielfältige Veranstaltungen statt. Vom Kriminalstück „Ich, Grete Beier, Mörderin“, über Lesungen und Wunschkonzerten der Mittelsächsischen Philharmonie bis hin zum in Rede stehenden bergmusikalischen Spektakel.Die Tribüne war mit erwartungsfrohem und – ob der widrig-kühlen Temperaturen – wetterfestem Publikum voll besetzt.Vor dem diesem dem Zeremoniell den Nahmen gebenden Zapfenstreich begann nach dem Aufmarsch der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft im Fackelschein ein bergmusikalisch-literarisches Programm mit Bergmusik vom Bergmusikkorps „Saxonia“ und Berggesang vom Chor der Knappschaft.Bergkamerad Dr. Wolfgang Dallmann erinnerte in historischen Notizen an Freiberger Geschichte z.Z. der ersten Silberfunde und an zwei berühmte Bergstudenten, die neben den profanen Studien der Montanwissenschaften auch den schönen Künsten, vorzugsweise der Dichtkunst, huldigten: Novalis und Theodor Körner.Novalis, im bürgerlichen Leben Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg, nach seinen Studien an der Bergakademie von 1797 bis 1799 als kurfürstlicher Salineninspektor tätig, hinterließ ein selten ausdrucksstarkes Gedicht über Leben und Arbeit eines Bergmannes: „Der ist der Herr der Erde“. Es sei ob seiner Schönheit und Ausdruckskraft hier im Wortlaut zitiert:
Der ist der Herr der Erde der ihre Tiefen misst und jeglicher Beschwerde in ihrem Schoß vergißt.
Er trifft auf allen Wegen ein unbekanntes Land, und gern kommt sie entgegen den Werken seiner Hand.
Wer ihrer Felsenglieder geheimen Bau versteht und unverdrossen nieder zu ihrer Werkstatt geht.
Ihm folgen die Gewässer hilfreich den Berg hinauf und alle Felsenschlösser tun ihre Schätz` ihm auf.
Er ist mit ihr verbündet und inniglich vertraut und wird von ihr entzündet als wär sie seine Braut.
Er führt des Goldes Stöm ein seines Königs Haus und schmückt die Diademe mit edlen Steinen aus.
Er sieht ihr alle Tage mit neuer Liebe zu und scheut nicht Fleiß und Plage. Sie läßt ihm keine Ruh.
Zwar reicht er treu dem Königd en glückbegabten Arm, doch frägt er nach ihm wenig und bleibt mit Freuden arm.
Die mächtigen Geschichten der längst verflossnen Zeiti st sie ihm zu berichten mit Freundlichkeit bereit.
Der Vorwelt heil`ge Lüfte umwehn sein Angesicht und in der Nacht der Klüfte strahlt ihm ein ew`ges Licht.
Sie mögen sich erwürgen am Fuß um Gut und Geld. Er bleibt auf den Gebirgen der frohe Herr der Welt.
Der zweite, Theodor Körner, hatte kaum Zeit, seine an der Bergakademie erworbenen Kenntnisse zu verwenden: er fiel als Freiheitskämpfer gegen die napoleonische Herrschaft in den Reihen der Lützowschen Jäger. Zwischen diesen historischen Notizen erklangen vom Knappschaftschor fröhliche und besinnliche Bergmannslieder. Einen weiterer Höhepunkt – gewissermaßen als Bindeglied zwischen dem bergmusikalischen und bergliterarischen Programmteil und dem eigentlichen Zapfenstreich – erlebten Publikum und Mitwirkende beim Steigerlied, das auch von den Zuhörern – stehend, wie es sich gehört – begeistert mitgesungen wurde. Der folgende Zapfenstreich vom Bergmusikkorps „Saxonia“ und seinen hervorragenden Solisten unter Stabführung von Oberbergmusikmeister Helmut Göhler wurde zum einem bergmusikalischen Ohrenschmaus. Das Publikum war von den Darbietungen wohl sehr angetan. Nach dem Klang des Bergglöckchens, der das Ende der Zeremonie verkündete, gab es herzlichen Beifall, der die Mitglieder der Historischen Berg- und Hüttenknappschaft auch bis zum Schluss ihres Ausmarsches begleitete.